So, jetzt langt es. In letzter Zeit hat es so viele Momente gegeben, die haben mich wirklich sehr geärgert oder genervt. Fast muss ich meine Twitter Bio ändern, denn da steht „[…] und immer gut gelaunt“. Bevor mir also meine „allzeit gute Laune“ endgültig abhanden kommt und vor allem damit ich meinen lebensrettenden Humor behalte, werde ich jetzt mit dem Hashtag #wasmichnervt in loser Folge aufschreiben, was mich nervt. Ach ja sicherheitshalber der „Warnhinweis“ Humor und Ironie können in Spuren vorhanden sein, wer darauf allergisch reagiert, liest ab hier auf eigene Verantwortung 😉
Kürzlich hat mich ein lieber Freund leicht vorwurfsvoll darauf aufmerksam gemacht, dass ich seit Januar ja gar nichts mehr gebloggt habe hier. Nach dem ersten Gedanken:“huch mich liest wer? cooool“ die erschütternde Erkenntnis, dass es stimmt. War mir ja gar nicht aufgefallen, denn ich schreibe hier andauernd irgendetwas. Meistens verwerfe ich es dann aber. Bevor ich diesen Artikel angefangen habe, hab ich erst einmal die Entwürfe die hier seit Monaten vor sich hindümpeln, gesichtet und zum großen Teil wegen Überalterung des Aufhängers gelöscht. Auch etwas das mich nervt! Da habe ich eine Idee, meist durch eine Schlagzeile oder eine Begebenheit und fange an zu schreiben und mittendrin fällt mir ein, dass da ja noch dieses oder jenes erledigt werden muss. Ich unterbreche also das Schreiben und kümmere mich erst einmal um das was da ansteht und dann noch um das was mir zwischendrin auch noch aufgefallen ist und dann noch um das was bis dahin ebenfalls dazu gekommen ist… Ist ja nur der private Blog und damit ja nicht so wichtig. Falsch, dass hier ist schließlich mein virtueller Küchentisch und gelegentlich mit angenehmen Menschen bei einer guten Tasse Kaffee, Tee oder im Ernstfall Havanna, am Küchentisch sitzen und klönen ist wichtig, oder? Dies darf auch gerne als Hinweis darauf gelesen werden, dass so ein Blog eine Dialog-Plattform ist und die Kommentarfunktion ruhig genutzt werden darf 😉
Die Zeit auf der Flucht
Ja das ist so ziemlich das Nervigste überhaupt, denn irgendwie vergeht die Zeit je älter Frau wird immer schneller. Vom Großen „huch schon wieder ein Jahr rum… hach wie die Zeit vergeht“ bis zum kleinen „boa so spät schon, ich muss doch noch…“ Mir scheint die Zeit einfach immer auf der Flucht zu sein. Natürlich hat das viel damit zu tun, dass ich den Blödsinn von der multijobbenden Multitaskerin im Laufe der letzten Jahre ins Absurde übertrieben habe. Das ist wirklich der schlimmste aller Zeitfresser, dieses möchtegern Multigetue. Machst Du alles gleichzeitig, machst Du nichts so wirklich richtig, geschweige richtig gut. Das heißt im Ergebnis, dass was wirklich gut sein muss weil es für Andere (Kunden, Partei oder Verein) gedacht ist, braucht mehrere Anläufe und die eigenen Sachen fliegen dann meist in den Müll. Alles also eine unglaubliche Zeitverschwendung mit dem Multitasking. Weil das aber früher immer super geklappt hat, besonders weil ich mich einfach gut organisieren konnte, die Prioritäten eindeutig und klar waren, habe ich immer mehr Aufgaben übernommen. Besonders in der Kommunalpolitik ist ja auch immer was an anderen ehrenamtlichen Aufgaben zu verteilen und wer freiwillig in einem Gemeinderat sitzt, der hat doch offensichtlich sowieso genug Zeit. Ich gestehe, tatsächlich bin ich politisch aktiv, weil mich Vieles wirklich nervt und ich mir einbilde etwas verändern zu können. Ändern statt Ärgern ist sowas wie mein Lebensmotto. Die Erfahrung hat mich aber gelehrt, nur mit Politik ändere ich nicht genug. Also noch ein bisschen kulturelles Engagement, dazu dann auch im örtlichen Gewerbeverein einen Vorstandsjob übernehmen und na klar in der Partei gibt es ja auch immer noch einige Aufgaben, für die hat ja so ein Arbeitnehmer nun wirklich keine Zeit und alles den Rentnern und Beamten zu überlassen, ist ja auch nicht so clever. Vor allem nicht wenn sich doch etwas ändern soll.
Was nichts kostet ist nichts wert
Ein fleißiges „Ja, kein Problem, das erledige ich gleich mal“ und schon ist es passiert… Dabei bringt mir das ja nun auch wirklich viel Spaß was ich da an Aufgaben übernehme. Auch das ich inzwischen nicht nur Gemeinderätin sondern sogar Kreistagsabgeordnete bin, ist wirklich klasse. Es ist schön, wenn ich erlebe, dass mein Engagement auch wirklich positive Veränderungen bringt. Nein, dass ist nichts was mich nervt, das alles machen ich gerne und mit Freude. Die Freude endet nur abrupt, wenn ich auf mein Konto schaue. Der Kontostand erinnert mich dann nämlich sehr schnell daran, dass ich all mein Engagement und die Freude an dem was ich tue echt teuer bezahlen muss. Mit der Zeit, die jeder vernünftige Unternehmer doch in die Kundenakquise und in Umsetzung der Kundenaufträge investieren muss, um damit auch Geld zu verdienen. Ja, früher habe ich das was ich heute für Verein, Partei und Mandate mache – also Presse und Medienarbeit, Kommunikation in klassischen und neuen Medien, Recherche zu relevanten Themen, Events und Marketingkampagnen organisieren und umsetzen, das Internet erklären und mit Vorträgen meinem „Rampensau Gen“ frönen- mit großer Begeisterung und der selben Leidenschaft wie heute, für Kunden und Auftraggeber gemacht. Da hatte ich dann Prioritätenlisten, Deadlines die es einzuhalten galt und das beste… Einkommen! Heute ist meine Prioritätenliste breiter als der Grand Canyon, weil ja alles irgendwie total wichtig ist und keine der Aufgaben delegiert werden kann. Die Deadlines setze ich mir selber, weil ja diejenigen für die ich das so alles erledige auch von sich aus sagen: „Hey lass dir Zeit, du machst das ja ehrenamtlich.“ Tatsächlich ist aber ja auch wichtig, dass zu bestimmten Zeiten die Sachen erledigt sind. Die Pressemitteilung zum Thema XY sollte erschienen sein, wenn dieses Thema diskutiert wird, die Medienarbeit für Event soundso ist sicher auch besser in vollem Gange, bevor die Party selber stattfindet und die Facebook Seiten von Verein, Partei, Fraktion und Unterstützergruppe für den Kanzler, dürfen schließlich auch nicht brach liegen. Ja, so kommt es dann, dass ich also alles gleichzeitig und nichts wirklich -nach meinen eigenen Maßstäben- richtig gut mache. Beschwerden kommen, zumindest in Sachen Kulturinitiative und Gewerbeverein, eher selten. Mir scheint, jeder ist froh, dass sich überhaupt jemand kümmert und solange es nichts kostet…
In der Politik sieht das schon anders aus
Nein, auch da beschwert sich keiner der Parteikollegen oder in den Fraktionen, wenn ich was nicht so schaffe wie ich es mir gewünscht oder andere von mir erhofft hatten. Termine werden dann schnell mal untereinander getauscht. In Themen einarbeiten, um in der nächsten Ausschusssitzung auch zu wissen worum es geht, dass machen wir gemeinsam und falls der eine für den anderen kurzfristig einspringen muss, dann gibt man demjenigen natürlich all die Informationen die zum jeweiligen Thema vorhanden sind. Das funktioniert zwar nicht mit allen und natürlich gibt es -gerade mit den weniger erfahrenen Fraktionskollegen im Gemeinderat- immer mal Nickeligkeiten, denn manch einer ist eben doch mehr daran interessiert wieder gewählt zu werden, oder als ganz toller Politiker in der Zeitung zu stehen, als daran wirklich gute Politik zu machen, aber im Kreistag klappt das super. Auch gibt es viele wirklich „nette“ Termine, denn gerade auf kommunaler Ebene findet ja noch die positive Variante der „Lobbyarbeit“ statt. Soziale Einrichtungen, Kindertagesstätten, Schulen, Bürgerinitiativen, Vereine und Verbände laden ebenso zu allerlei Veranstaltungen, wie die vermeintlich Großen die für Energieversorger, Unternehmen und Sparkassen den direkten Draht zur Politik pflegen. Selbstverständlich gilt für alle Termine egal ob groß oder eher kleiner, zuhören, realistische Möglichkeiten klären und vor allem aufpassen, dass immer das eigene Gewissen entscheidet und nicht die „Nettigkeiten“. Tatsächlich bin ich aber auch noch nicht in einer Situation gewesen, in der sich ein „Geschmäckle“ hätte entwickeln können, zum Glück. Was aber leider immer deutlicher wird, ist die negative Seite meines politischen Engagements. Auch wenn viele bemerken, dass ich meinen Job verstehe und das was ich als Kommunikationsberaterin anbiete auch dem eigenen Unternehmen nützen könnte, Aufträge bekomme ich trotzdem nicht. Zum einen sicher weil ich für einige in der falschen Partei bin. Oft aber auch, um da eben kein „Geschmäckle“ aufkommen zu lassen. So kommt es also, dass ich meine Kunden außerhalb meines politischen Amtsbereich suchen muss. Im Grunde auch gar nicht so schlecht, denn in der Mitte zwischen Hamburg und Bremen ist Frau ja flexibel. Schwierig wird es eben erst, wenn der oben beschriebene Zeitmangel dazu führt, dass ich immer seltener nach Hamburg und Bremen komme und ohne aktives Netzwerken und persönliche Gespräche nützt auch die beste Social Mediale Selbstvermarktung nichts, zumal ich die ja auch seit einiger Zeit nicht mehr aktiv betreibe.
Doch was politisch wirklich nervt…
Ist was sich politisch engagierte Menschen zum Teil gefallen lassen müssen. Natürlich erwarte ich nicht, dass heutzutage noch mit soviel Respekt und Hochachtung auf Ratsleute reagiert wird, wie das früher mal der Fall gewesen ist. Auch ist der „Schlagabtausch“ innerhalb der politischen Debatte für mich eher reizvoll und spannend, solange in der Sache gestritten wird. Wenn andere Meinungen und Sichtweisen klar durch argumentiert dazu führen, dass die Mehrheit auf der anderen Seite liegt, dann kann ich das als gute Demokratin sehr gut aushalten. Wenn ich aber von Menschen angepöbelt, persönlich beleidigt werde, oder noch viel schlimmer, wenn mein Mann oder mein Sohn da mit hineingezogen werden, dann endet meine Schmerzgrenze. Dann ist die Bezeichnung „genervt“ auch überhaupt nicht mehr ausreichend, dann bin ich wütend. Es scheint total chic und hip zu sein, Politiker zu beschimpfen. Da geht es nicht um Inhalte, nicht darum bestimmte Ziele zu erreichen, da geht es einzig darum, irgendjemandem die Schuld dafür zu geben, dass im eigenen Leben etwas nicht stimmt. Besonders jetzt im Bundestagswahlkampf wird es immer extremer, für was wir -die wir uns ehrenamtlich, meist sieben Tage die Woche und in jeder freien Minute für die Gesellschaft engagieren- den Kopf hinhalten sollen. Beinahe hätte ich jetzt geschrieben: „Wenigstens für´s Wetter kann uns keiner die Schuld geben, da weiß ja selbst der Dumpfeste, dass Politik da nichts machen kann“ aber halt… Auch dafür werden DIE Politiker ja zum Teil beschimpft, denn schließlich ist ja für den Klimawandel und die daraus resultierenden Extreme auch die Politik verantwortlich. Natürlich nicht nur die große Politik, nein auch wir kleinen Kommunalpolitiker sind Schuld, entweder weil wir für oder weil wir gegen etwas gestimmt haben, das mit etwas bösen Willen, irgendwie mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht werden kann. Ok, auch das halte ich aus, weil ich glaube, solange ich mich auf das konzentriere und da engagiere, wo ich weiß was ich tue und wenn ich wirklich Einfluss darauf habe, übernehme ich auch die Verantwortung für getroffene Entscheidungen. Wo ich aber nicht entscheiden kann und keinen Einfluss auf die Entscheidungen habe, dafür lasse ich mich auch nicht verantwortlich machen. In einem Land in dem mehr Bundestrainer zuhause vor den Fernsehern sitzen – meist ohne selber je eine Spur von Sport zu treiben -, als Fußballer in der Bundesliga spielen, wird wahrscheinlich auch ein Jogi Löw einiges aushalten, was ihn tatsächlich gar nicht tangieren bräuchte…
Wer sich nicht bewegt, der bewegt auch nichts!
Menschen die bei jeder passenden und meist auch unpassenden Gelegenheit jammern, klagen, sich beschweren über DIE blöden/unfähigen/faulen/machtgeilen/gierigen [kann beliebig erweitert werden] Politiker, sich aber weder in irgendeiner Weise mit Politik befassen, noch Zeitung lesen oder Nachrichten schauen (RTL II News & Co. sind keine Nachrichten!), noch über eine der vielen anderen Möglichkeiten vernünftig über politische Abläufe informieren. Die dann noch nicht einmal wählen gehen, weil ja Politik und Politiker sowieso sch…e sind, die nerven mich nicht nur, die gefährden unsere Demokratie. Dumm nur, dass es da einige gibt, die leider auch gar nicht wissen (wollen?) was da auf dem Spiel steht…
So, vorerst reicht das an Genervt sein
schließlich soll ja in diesem Internet irgendwie immer alles total positiv sein und nur mit fröhlichen positiven Meldungen erreicht man doch die Menschen…
ok auch sowas #wasmichnervt 😉
Was dann dem noch die Krone aufsetzt ist, wenn der eigene Bruder einen auf einmal nicht mehr kennen will und die Verwandschaft leugnet. So ist es leider mir passiert. Aber auch da denke ich, muss man einfach mit leben.
Ja, es ist schon heftig, was „Freizeit-Politiker“ aushalten sollen. Wenn es denn tatsächlich einer von uns schafft, in der Politik weit genug zu kommen, dass er zu den „Berufspolitikern“ zählt, wird all das als dann zum „ganz normalen Preis“, den man doch für seinen Aufstieg zahlen muss. Wie viele von den allseits beschworenen „Charakter Köpfen“ dabei auf der Strecke bleiben, weil sie Charakter haben und deshalb nicht alles für die Politik opfern, danach fragt keiner.