Respekt Disziplin und andere deutsche Werte

Es ist nahezu unmöglich, aktuell als interessierter Bürger still zu bleiben. Da sind dann besorgte Bürger die nicht Nazi genannt werden wollen, noch Besorgtere die meinen überall steckt ein Nazi dahinter und die ewig Gleichgültigen, die irgendwie alles nachplappern was andere meinen. Was alle eint ist die panische Angst davor, dass ihnen etwas genommen würde. 

Tatsächlich geht in dem ganzen Spektakel rund um das Thema Flüchtlinge, Asylbewerber und Einwanderer eine ganze Menge verloren. Allerdings nichts was mit Wohlstand, Lebensqualität oder Geld zu tun hat, sondern Würde und echte deutsche Werte. Auf allen Seiten werden so unbezahlbare Grundwerte verschleudert, für die wir Deutschen doch in der ganzen Welt bewundert, respektiert und mancherorts auch gefürchtet werden. Was allerdings noch schlimmer ist, wir sorgen selber dafür, dass der Eindruck entsteht, wir wären wieder dieser hochgefährliche Staat, der für zwei Weltkriege verantwortlich war. Das sogar aus zwei Richtungen. Von links wie von rechts scheint einziges Ziel zu sein, die schlimmsten Zeiten unserer Nation neu aufzulegen. Dazu dann noch die ganzen Vereinfachungen, also Vorurteile und Schemata die Meinungsbildung ja so simpel machen können. Warum auch selber denken, wenn andere doch so viel schlauer scheinen, dass man deren Denke einfach übernehmen kann, um vor anderen selber schlau zu wirken…

Alles Nazis oder was?

Im Moment könnte ich noch nicht einmal sagen, wann das angefangen hat, dieses „du bist ein Nazi weil“ …du Thor Steinar Klamotten gut findest, …du die Musik von FreiWild, Böse Onkelz usw. gut findest, …du dich für Wikinger und nordische Geschichte interessierst, dich sogar so intensiv damit beschäftigst, dass du deinen Kindern Namen aus dieser Geschichte gibst oder dir einen Mjölnir [Thorshammer] als Halsschmuck umhängst, …du nicht so lebst, denkst, bist wie ein guter Deutscher Bürger zu sein hat. Was heißt denn Nazi? Damit sind doch die geistigen Nachfahren der NSDAP gemeint, oder? Also diejenigen die Ideologien der National-Sozialistischen Deutschen Arbeiterpartei weiter verbreiten und auf heute übertragen wollen, richtig? Ihr die Ihr so wahnsinnig schnell damit seid, andere als Nazi zu bezeichnen, Ihr seid doch auch oft diejenigen, die stolz darauf sind, dass sie eine deutlich höhere Bildung haben, als die. Ok, dann frage ich mich doch, warum haben gebildete Menschen es nötig, andere anhand von irgendwelchen Modeerscheinungen – für mich sind Klamotten Marken und Bands Modeerscheinungen – gleich pauschal eine politische Gesinnung zu unterstellen? Oder noch schlimmer, das Interesse an nordischer Geschichte gleichzusetzen mit braunem/rechtsradikalem Gedankengut. Ich selber bin nahe der dänischen Grenze geboren und aufgewachsen. Ihr schlauen Leut werdet wissen, dass alles nördlich von Hamburg Altona mal dänisch gewesen ist. In meiner Familienchronik ist der südlichste Ahne ein Altonaer. Ich war immer der Meinung, ich dürfte von mir also ruhigen Gewissens behaupten, dass ich eine echte Nordfrau bin. Auch habe ich mich von klein auf für Wikinger und die nordische Geschichte interessiert. Bei uns da oben ist das ja auch naheliegend im wahrsten Wortsinne. Die Schleswiger Museen sind wirklich hoch interessant für jung und alt, kann ich jedem der auf eine umfassende Bildung wert legt nur empfehlen. Das mein Sohn Thore (nach Thor dem Donnergott) heißen sollte, wenn ich denn je Kinder hätte, war mir schon immer klar. Eine Tochter hätte den Namen Freyja bekommen, doch es war ein Sohn und der ist heute auch schon über 18. Natürlich hat er von allen Seiten auch Kettenanhänger bekommen, die das Symbol seines Namensgebers den Thorshammer darstellen. Selbstverständlich fand er schon recht früh die Marke Thor Steinar des Namens wegen gut und ja, er sieht halt auch noch aus wie ein echter Nordmann. Ist ja auch Mutters Jung. Tatsächlich ist „Mutters Jung“ dann auch recht früh mit Politik in Kontakt gekommen, denn ich bin ja aktive Kommunalpolitikerin und Sozialdemokratin. Mit vierzehn wollte er dann zu den JUSOS, weil er von mir gelernt hat, welche Grundwerte die Sozialdemokratie verkörpert. Solidarität, Freiheit und Gerechtigkeit sind die Grundwerte mit denen er aufgewachsen ist und die ihm wichtig sind. Außerdem hat er von uns gelernt, dass Respekt und Disziplin ebenso wichtig sind. Er ist also mit echten deutschen und sozialdemokratischen Werten erzogen und hat diese für sich auch verinnerlicht. Ich gebe zu, auf diesen Kerl bin ich echt stolz. Der arbeitet hart und fleißig, behandelt alles Leben mit dem Respekt den er für sich auch umgekehrt erwartet und setzt sich für schwächere ein. Nur ein JUSO konnte er nicht werden. Die wollten ihn nicht. Ob es daran lag, dass er Thor Steinar Klamotten trägt, oder an den Mjölnir Kettenanhängern, oder einfach an seinem Namen? Na ja, nachdem er die Musiker von FreiWild einmal persönlich kennen gelernt hat, fand er auch deren Musik richtig klasse. Es war schon reichlich irritierend, plötzlich überall zu lesen, dass ja FreiWild Fans und Thor Steiner Klamotten-Träger Nazis sind. Das dann auch noch die ganze nordische Geschichte mit Namen und Symbolen alles durch und durch rechtsradikale braunes Gedankengut verkörpert. Was mein Sohn sich zum Teil für Sachen anhören musste, von Leuten die ich für kluge, weltoffene Menschen gehalten hatte… Es hat uns viel Mühe und lange Diskussionen gekostet, mit einem Teenager dem seine Werte und Normen Lehrerin außergewöhnlich intelligente Argumentationsgaben bescheinigt, zu klären welche Werte wichtig und welche „Freunde“ die Feinde seiner Zukunft sind. Ja, denn genau das passiert, wenn junge Kerle zu Nazis erklärt werden, sie schließen sich mit anderen Jungs zusammen, denen man rechtes Gedankengut unterstellt. Wenn sie ausgeschlossen werden, von denen die sich für besser halten, hören sie auf diejenigen, die sie mit Respekt behandeln. Ihr fragt euch immer noch, wie es passieren konnte, dass so viele junge Männer „nach rechtsaußen“ abgetriftet sind? Übrigens…als ich meinen Sohn gefragt habe, ob ich das alles so schreiben darf, sagte er: „Nur wenn du mich mit einem Satz korrekt zitierst. Schreib ruhig hin, dass ich der Meinung bin, wer andere nur wegen seinem Aussehen oder seiner Kleidung pauschal zum Nazi erklärt ist im Grunde selber einer. Schließlich ist das doch, worum sich das alles dreht. Fremde werden nur für Aussehen oder Herkunft abgelehnt, ohne genauer zu schauen wer das ist. Dumm ist es egal von welcher Richtung Vorurteile und Vorverurteilungen kommen!“ Ja Thore, damit zitiere ich dich gerne.

Alle anderen Gutmenschen oder wie?

Noch so ein neues Unwort, dass schneller gerufen als überlegt ist. Was heißt das denn überhaupt? Wenn der „Wutbürger“  (oder heißt der jetzt nur noch „besorgter Bürger“?) sich über diese ganzen „Gutmenschen“ beschwert, dann ist der Punkt erreicht, wo sich mein gesunder Menschenverstand gerne wimmernd in seine Ecke verziehen möchte, um all diesen Unsinn nicht weiter verarbeiten zu müssen. Nach zehn Jahren aktiver Politik-Arbeit bin ich doch froh, mir diesen gesunden Menschenverstand hoffentlich noch bewahrt zu haben. Was aber falsch daran ist, ein guter Mensch zu sein, wollte mir nie einleuchten. Die aktuellen Diskussionen haben mir allerdings eine Erklärungschance geliefert. Vielleicht geht es gar nicht darum wer ein guter Mensch ist, sondern darum wer es nur gut meint. Dann müssten die ja „Gut-Meiner“ heißen, aber das nur mal nebenbei. Bekanntlich ist aber das gut Gemeinte der Tod des gut Gemachten. Inzwischen fangen viele ja ihre Kommentare mit „Ich will hier ja nicht als Gutmensch rüber kommen, aber….“ an und wenn es nicht gar so traurig wäre, man könnte schmunzeln. Schließlich wird ja den „Besorgten Bürgern“ gerne genau die Formulierung „Ich bin ja kein Nazi oder so, aber…“ vorgehalten. Fakt ist doch, dass sehr wenig dafür nötig ist, von den zu Nazis Erklärten die Bezeichnung „Gutmensch“ als Schimpfwort verstanden an den, meist virtuellen, Kopf geworfen zu bekommen. Mich hat zum Glück noch nie jemand so bezeichnet. Könnte allerdings daran liegen, dass ich mich nicht über andere stelle, sondern mit jedem der eine andere Meinung hat solange respektvoll auf Augenhöhe spreche, bis er/sie mir nachdrücklich bewiesen hat, dass mein Respekt ins Leere läuft bzw. mein Gegenüber einfach tatsächlich zu blöd ist und Respekt nicht kennt. Vielleicht hat das aber auch damit zu tun, dass ich mir sehr viel Mühe gebe, das was andere für ihre Argumente halten, nicht gleich pauschal und arrogant damit abzukanzeln, den Gegenüber persönlich anzugreifen und für dumm zu erklären. Bildung ist der Schlüssel für alles… stimmt! Doch was nützt denn Abitur und Studium, wenn dabei gleichzeitig Arroganz und Überheblichkeit heraus kommt. Natürlich sind auch die Arroganten, die meinen jedem der unsinnigen Parolen glaubt und dazu auch noch viele Rechtschreibfehler in seinen Postings hat, persönliche Beschimpfungen und Belehrungen antun zu müssen, ebenso eine Minderheit, wie die wirklichen Rechtsextremen. Der Schaden den diese Minderheit anrichtet ist aber nicht wirklich viel kleiner, denn sie sorgen dafür dass echte Argumente nicht mehr gehört werden wollen. Verhärtete Fronten… ist das nicht, wovor gerade so wahnsinnig viele Menschen fliehen? Als die PEGIDA Welle anfing, hätte es noch eine Chance gegeben, diese Entwicklung durch Dialog und respektvollen Umgang mit Andersdenkenden zu mildern, vielleicht sogar zu bremsen. Schon nach Hoyerswerda sollte klar gewesen sein, dass da gerade in den neuen Bundesländern irgendwas gärt, was so doch gar nicht mit der Wiedervereinigung gewollt war. Doch gerade so wie es die Missionare in Afrika vor Urzeiten verbockt haben, oder überall in der Welt diejenigen die meinten man müsse anderen die eigenen Überzeugungen  und Grundwerte einfach nur lange genug einprügeln/überstülpen, dann läuft das schon, wurden auch nach dem Mauerfall erwartet, der Osten wird sich dem Westen anpassen. Mein kleiner politisch unkorrekter Zyniker im Hinterkopf hätte jetzt fast „zu Untertan machen“ geschrieben… Vielleicht ist mit „Gutmensch“ aber ja auch einfach nur gemeint, wer sich selber für besser hält und das alle anderen auch spüren lässt?

Die Millionen von „dazwischen“ Menschen

Es sind ja beides nur Minderheiten, also die echten Rechtsextremen und die echten Möchtegerne Eliten. Wir leben aber doch in einem Land mit rund 80 Millionen Menschen, wer sind also diese Mehrheit? Wo sind die? In der Facebook Bubble sind die sicherlich nicht alle. Aber auch in dieser virtuellen Blase gibt es schon reichlich „dazwischen“ Menschen, die sich entweder gar nicht an dem Hin- und Her beteiligen, oder ihre Meinung denen anpassen, die sie lieber mögen. Das ist doch normal und legitim. Ich habe die Erfahrung im eigenen Hause gemacht. Wenn meine Männer nach 12 Stunden Arbeit im Tiefbau nach Hause kommen, haben die auch kein Ohr mehr für irgendwelche hochtrabenden Polit-Gespräche. Da wird der Fernseher nur angemacht, weil man dazu gut einschlafen kann. Wenn du deine ganze Energie dafür brauchst, mit deiner Arbeit ohne Abitur und Studium, sondern bei Wind und Wetter draußen auf dem Bau, den Lebensunterhalt zu verdienen, dann willst du halt einfach nicht mehr zuviel über Gesamtgesellschaftliches nachdenken geschweige diskutieren. Dafür dann aber auch noch als dummer Bildzeitungsleser beschimpft zu werden, macht es sicherlich nicht besser… Wenn wir aber die „dazwischen“ Menschen nicht mit Respekt behandeln, ihnen die Werte Solidarität, Freiheit und Gerechtigkeit nicht vorleben, haben wir es nicht anders verdient. Dann kommt es darauf an, wenigstens noch die Disziplin zu besitzen, nicht nach ganz rechts oder ganz links außen abzurutschen. Beides ist tödlich für unsere Demokratie und um die fürchten doch so viele. Ich auch!

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