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Schuldig!

Da ist er wieder, der große Zeigefinger, der wild in die Gegend hinein ragt um in alle Richtungen ein anklagendes SCHULDIG! zu rufen.

Zwanzig Menschen sind tot, Hunderte schwer verletzt und Tausende traumatisiert… aber nein, wer interessiert sich denn dafür, viel wichtiger ist es doch zu schauen, wer Schuld trägt, oder wem man die Schuld geben kann. Hauptsache nicht die Verantwortung übernehmen, bloß nicht selber vor diesen großen Zeigefinger geraten. Irgendwie haben doch alle vorher gewusst, dass die Loveparade in Duisburg zur Katastrophe wird. Also eigentlich haben ja auch alle gewarnt und prophezeit. Na ja und schuld sind ja eh immer die Anderen…

Ein unendlich trauriger Anlass, über ein Thema zu schreiben, das mich schon lange beschäftigt. Die Sache mit den Schuldzuweisungen. Es wird nicht gefragt, was ist mein Anteil an dem was da falsch gelaufen ist, keiner sagt:“ Ja, ich bin für diesen Teil verantwortlich, also muss ich auch für diesen Fehler der in meiner Verantwortung lag gerade stehen“ Auch gibt es niemanden, der überlegt, was in der Sache falsch gelaufen ist. Alle suchen nur nach einem Schuldigen, den man bestrafen kann, der die eigenen Fehler vergessen macht, auf den man zeigen kann, mit den Worten: „Der war´s, der hat viel mehr Schuld als ich“ Wem nutzt das????????? Wird auch nur einer dieser 20! Toten wieder leben, weil der Schuldige gefunden ist? Wird auch nur einer der über 500! Verletzten schneller gesund, weil klar ist, wer den größeren Fehler gemacht hat? Werden die Bilder in den Köpfen der ungezählten Traumatisierten irgendwie erträglicher, weil ein Verwaltungsbeamter vorzeitig in den Ruhestand geht?

Was hilft denn tatsächlich? Meiner Ansicht nach, ist es doch erst einmal wichtig, die Fakten zu klären. So ist zum Beispiel inzwischen klar, dass Veranstalter und Verwaltung wieder besseren Wissens, mit völlig falschen Zahlen hantiert haben. Aus meiner eigenen kommunalen Arbeit in Scheeßel (Hurricane) weiß ich, wie Veranstalter eines Großevents Druck machen können. Auch ist mir bekannt, wie ätzend es sich anfühlt, wenn man als „kleine Ratsfrau“ Bedenken zu einigen Punkten einer Veranstaltung anmeldet, die im Falle Hurricane derzeit das 8fache der Einwohnerzahl in unsere Gemeinde zieht. Da wird dann ein Politikum daraus gemacht, Druck ausgeübt mit Kommentaren wie „Wollen sie das Hurricane abschaffen?“ oder „Die SPD ist gegen das Hurricane“… In unserem Falle handelt es sich dabei aber nur darum, dass die Anwohner zum Teil echten Stress haben und das wir als Gemeinde keinen Cent mehr in die Gemeindekasse bekommen. Aber bei einem Festival, für das im Vorfeld Eintrittskarten verkauft werden, ist es kein Problem, mit Teilnehmerzahlen zu hantieren. Solange das Gelände für 50.000 Teilnehmer geeignet war, wurden also nur 50T Karten verkauft, seit es für 80.000 erweitert wurde, können eben entsprechend mehr Karten verkauft werden. Anders in Duisburg, dort war nur eine Zahl von vorn herein klar. Mehr als 250.000 Menschen passen nicht in diesen „Kessel“. Eine andere Zahl hätte jedem klar sein müssen. Es werden deutlich mehr Menschen zur Loveparade kommen als 250.000…

Ob nun Gier oder einfach das fehlen von gesundem Menschverstand, für diese Katastrophe verantwortlich sind, wer jetzt seinen Hut nehmen muss und warum… mal ehrlich, mir ist das vollkommen egal. Wichtig ist doch, dass die Fehler gefunden und die entsprechenden Lehren daraus gezogen werden, so dass nie wieder eine derartige Katastrophe passieren kann. Außerdem muss jeder, der mit seiner Entscheidung einen Beitrag zum Ergebnis geleistet hat, mit seinem Gewissen ausmachen, wie viel Verantwortung er übernimmt. Im Vordergrund sollten aber, meiner Meinung nach die Opfer stehen, die diese Fehlentscheidungen mit ihrer Gesundheit und sogar mit dem Leben bezahlt haben.

Nicht wer schuld ist, sondern wer sich seiner Verantwortung bewusst ist, das interessiert mich… Bis jetzt scheint es da noch keinen zu geben.

Oh du…

Es ist mal wieder soweit…alles hetzt noch schnell in die Geschäfte, Weihnachtsgeschenke jagen. Auf den Straßen, an Bahnhöfen und Flughäfen wird gedrängelt und geflucht, weil alle noch schnell irgendwo dringend hin müssen. Die Postboten und Paketlieferdienste sind bis Anschlag gestresst und genervt. Die ersten Wohnungen sind auch schon, wegen nicht ausreichend bewachter Adventskränze, abgebrannt. Wie freuen wir uns doch, dass das alles nur die Vorbereitung auf das Fest der Feste ist, denn richtig toll wird´s ja dann am 24igsten. Familien die sich wohlweislich das ganze Jahr über aus dem Weg gegangen sind, sitzen  in froher Erwartung vereint um den Tannenbaum und „Feiern“ Weihnachten. Beim fetten Essen, das sonst nie angerührt würde, ist meist alles noch recht friedlich. Mit der Bescherung kommt der Ball dann aber ins rollen…“oh wie lieb, schenkst du mir doch tatsächlich die tolle Schale die du letztes Jahr von mir bekommen hast zurück, danke“ | „Prima, Socken und dann auch noch bunte“ spricht der Grufty | „Schön was da deine Sekretärin für mich ausgesucht hat, ist der Duft den sie von Dir bekommen hat auch 4711?“… und so weiter und so fröhliche Weihnachtszeit. Nach dem öffnen der zweiten Weinflasche nimmt die Fröhlichkeit dann richtig Fahrt auf. Hatte man doch das ganze Jahr über keine Zeit für ein: „Was ich dir immer schon mal sagen wollte!“ jetzt ist die Gelegenheit…

Ich für meinen Teil habe Heilig Abend am liebsten hinter dem Tresen verbracht, bis zu dem Jahr als ich Mutter wurde und mich in diese Fröhliche Weihnachterei einfügen musste. Schön war´s, alle möglichen Weihnachtsflüchtlinge saßen bei mir am Tresen und haben sich besinnlich getrunken. Meine Stammgäste haben mir lauter kleine Geschenke mit „Großfreueffekt“ mitgebracht und egal, ob nun zu Discozeiten, im Irish Pup oder in den Jahren meiner eigenen Kneipe, es haben sich immer nur Leute an meinem Tresen gesammelt, die das ganze Jahr über gerne Zeit miteinander und mit mir verbracht haben. Keine Erwartungshaltung, keine „Muss Geschenke“ und vor allem kein süßer Wein den keiner verträgt.

Euch wünsche ich genau die Feiertage die Ihr euch wünscht und vielleicht lesen wir uns ja über Weihnachten, weil Ihr Euch auch lieber bei den Leuten aufhaltet, mit denen Ihr das ganze Jahr gerne Zeit verbracht habt…falls ich dazu gehöre, treffen wir uns hier 😉

Alles neu, oder?

Ach ja, wir haben uns neu aufgestellt. Der Parteivorsitzende ist gewählt (oder doch irgendwie bestimmt?) Sigmar wird´s wohl richten. Na gut ich traue ihm das sogar zu. Die streitbare Andrea als General ist wahrscheinlich auch gar nicht so übel besetzt, was ist es also, dass uns trotzdem unter die 20% Marke rutschen lässt? Warum habe auch ich das Gefühl, das war es aber noch lange nicht? Diese ewig mitschwingende Unzufriedenheit mit dem was passiert muss ja einen Grund haben, oder vielleicht doch viele Gründe?

Allerorten wird von den Gliederungen zur Diskussion gerufen. Überall haben Sozis die Möglichkeit ihre Meinung zu sagen bzw. zu schreiben. Tatsächlich aber höre und lese ich nichts, höchstens mal den einen oder anderen der meint, man solle jetzt handeln und nicht mehr diskutieren. Nur was sollen das denn für Handlungen sein? Wenn doch keiner bereit ist darüber zu reden, was denn jetzt gemacht werden muss, dann bleibt doch alles wie es war. Eben unter anderer Führung, ob das aber schon alles ist?

Totgesagte leben länger…

Das ist einer der Gedanken, die mir heute beim Lesen all der Meldungen und Tweets zum Tot von Michael Jackson, durch den Kopf gingen.

Tiefe Trauer, Entsetzen, sogar öffentliche Tränen…vom King of Pop und über einen unglaublichen Verlust wurde geschrieben und geredet. Nur leise und sofort durch andere als pietätlose Monster beschimpft, lese ich dann doch den einen oder anderen auf  Twitter, der anzudeuten wagt, das Jaco ja die letzten Jahre ausschließlich durch Skandale auf sich aufmerksam gemacht hat. Auch davon, das sein Gesicht durch Operationen und Bleichmittel, vollkommen zerstört war, dufte nicht geschrieben werden. Nein das gehört sich nicht, es ist unfein über einen Toten schlecht zu reden…

Na gut dann werde ich es mir hier verkneifen. Obwohl …es fällt echt schwer, nur weil jemand stirbt und sei er noch so berühmt, zu heucheln und  seine zum Teil wirklich schockierenden Fehltritte zu ignorieren.

Rechtzeitiges Ableben sichert eben doch die Chance auf Unsterblichkeit. Was bleibt ist die Musik, die lange nicht mehr gehört, heute den ganzen Tag aus allen Rohren klingt.